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ENDLOSE SELBSTOPTIMIERUNG

Updated: Jun 22, 2020

DIE SUCHE NACH DEM PERFEKTEN ICH


Willkommen in der Welt der „First World Problems"!

Ob mit einem Yogakurs im hippen Studio nebenan, der richtigen Meditationsapp (natürlich mit extrem entspannender Erzähler*innenstimme), der Schrittzählerapp, die mir sagt, ob ich heute genug zu Fuß gegangen bin, bis hin zu diverser Ratgeberliteratur, Workshops oder Coachings. Die Möglichkeiten zur Selbstoptimierung sind vielfältig. Es dreht sich dabei alles um das Finden der inneren Mitte, das Erschaffen von Oasen im stressigen Alltag, der Suche nach dem Glück und dem Optimieren und Näherkommen zu sich selbst. 

All diese Themen bekommen in unserer schnelllebigen, leistungsorientierten, westlichen Gesellschaft immer mehr an Gewichtung. Burn-out mit Mitte zwanzig? Kein Einzelfall. Auch der regelmäßige Besuch beim Psychologen/ bei der Psychologin oder Auszeiten in Therapiezentren stellen keine Seltenheit mehr dar. 

Aber was ist da eigentlich los?


„Jeder ist seines Glückes Schmied“ ist ein sehr altes, aber nicht weniger aktuelles Sprichwort in unserer heutigen Gesellschaft. Beruflicher, wie auch privater Erfolg stehen hierbei an erster Stelle. Prägend ist die Wahrung eines gesellschaftlichen Bildes, das täglich einleuchtend medial vermittelt wird. Schon in jungen Jahren wird zu einer angestrebten Selbstoptimierung aufgerufen. Hierzu zählt natürlich auch die Körperwahrnehmung, die gerade bei jungen Mädchen, vom Bild des „perfekten“ Körpers der Laufstegmodells und Blogger*innen, beeinflusst wird. Wir werden dazu ermutigt, unsere Leben ständig zu optimieren, um so eventuell das große Glück zu finden und ganz nach dem Motto: „Träume nicht dein Leben, sondern lebe deinen Traum“ vollkommen zu sein.


Aber wann ist dieses Ziel erreicht?

Ist dieser Zustand überhaupt wahrnehmbar?


Kaum vorstellbar, dass dies ein wahrnehmbares Ereignis im Leben darstellen kann, so schreitet die Zeit täglich voran und so könnte demnach täglich aufs neue optimiert werden. Die Selbstoptimierung wird zunehmend zur moralischen Pflicht, einer Art neuer Religion, die dann eben nicht zum „Leben der eigenen Träume“ führt, sondern sich vielmehr zu einer bewussten gesellschaftlichen Lenkung entwickelt, die durchaus eine enorme Last darstellen kann. So kann das Streben nach Selbstoptimierung für manch einen der Schlüssel zu einem erfüllten Leben sein, es kann aber auch in einem Zwang enden, gesellschaftliche Vorgaben zu erfüllen.


Wie ist es also möglich, einer stetigen eigenen Weiterentwicklung beizuwohnen, ohne jedoch den gesellschaftlich vorgeschriebenen Perfektionismus anzustreben?


Eine komplexe Frage, auf die es gewiss nicht die eine, richtige Antwort gibt. 

Jedoch lässt sich sagen, dass die mediale Reizüberflutung durchaus Teil des ganzen Konstruktes ist. Das vermeintlich „perfekte“ Leben anderer, die vermeintlich „perfekte“ Karrierelaufbahn von Person X, das vermeintlich „perfekte“ Aussehen von Person Y usw. beeinflussen uns täglich. Dabei gerät das Leben, um das es sich eigentlich drehen sollte, das eigene, gänzlich aus dem Fokus. 


Deshalb sollte man, STOPP!

Es soll ja eben kein Lebensverbesserungsratgeber sein.


Ich persönlich versuche auch mal fünf gerade sein zu lassen und mich mit meinen Schwächen und Macken zu akzeptieren, auch wenn das natürlich nicht immer klappt. Aber wenn es klappt, kann man sich stattdessen um Wichtigeres kümmern, als um die Selbstoptimierung. 

Ums Leben nämlich!


Elena

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