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Normale Menschen von Sally Rooney

Updated: Sep 10, 2020

Ein Buchtipp


Marianne und Connell haben nicht viel gemeinsam und können trotzdem nicht voneinander lassen. Seine Mutter putzt in Mariannes Elternhaus, das von elitärer Kälte und familiären Problemen geprägt ist. Während der Schulzeit beginnen sie eine heimliche Affäre. Connell will nicht, dass seine Freunde davon wissen, dass er mit Marianne, der Außenseiterin, verkehrt. Die Zeit der Heimlichtuerei, die abrupt und brutal endet, hinterlässt tiefe Verletzungen in beiden.


In ihren Collegejahren, die sie wieder am gleichen Ort verbringen, changiert ihre Beziehung dann turbulent in allen Nuancen von Freundschaft und Liebe. Die Rollen haben sich vertauscht - der früher so beliebte Connell tut sich schwer damit, sich in den intellektuellen Studierendenkreisen der Uni einzufinden. Marianne hat plötzlich jede Menge soziale Kontakte und bewegt sich scheinbar mühelos und erfolgreich durch ihr Studium.


Beide haben verschiedene Partner*innen, aber allen inneren und äußeren Widerständen und Missverständnissen zum Trotz, drängen ihre Leben ständig wieder zusammen. Als Connell in einer Depression versinkt, betrachtet ihn Marianne, die gerade ein Jahr im Ausland verbringt, eine ganze Nacht lang über Skype, damit er schlafen kann.


Sie bleiben Konstanten füreinander in dem Auf und Ab des Erwachsenwerdens und den ewigen Lebensfragen - wie lebt man ein Leben, das einem entspricht? Wie lernt man sich selbst anzunehmen? Welche Menschen gehören wirklich zu uns? Welche Freundschaften sind aufrichtig? Wer und was tut uns gut? Und wer kann uns so lieben wie wir es brauchen?


Sally Rooney erzählt in glasklarem Ton und rasantem Tempo eine moderne Liebesgeschichte über eine außergewöhnliche geistige und körperliche Intimität zwischen zwei Menschen. Sie erzählt vom Glück, von der Leidenschaft, von Macht und Angst und davon, dass Liebe allein nicht immer reicht. Die Charaktere in ihrem Roman sind komplexe Teile einer immer komplexer werdenden Welt. Sie streiten über das Patriarchat, über freie Meinungsäußerung und Champagnergläser. Sie vereinen in sich, und leben Widersprüche und Ungereimtheiten. Sie sind eifersüchtig und freiheitsliebend, sie sind aufrichtig, klug, selbstreflektiert und trotzdem oft ihren Gefühlen und Zweifeln unterworfen. Sie sind fürsorglich und egoistisch, emanzipiert und bedürftig, machen Fehler, lernen aus ihnen und vergeben die der anderen. Sie scheinen so viel über sich und die Welt zu wissen, was ihnen oft, aber manchmal auch rein gar nichts zu helfen scheint.


Sie sind normale Menschen. (Was auch immer dieses normal eigentlich bedeuten mag).


Großartig verfilmt von BBC in einer 13-teiligen Miniserie. Diese sei ebenso ans Herz gelegt wie dieses Buch.



Ein Gastbeitrag von Laura Breh


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