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Körper- und Selbstliebe

Updated: Jan 7, 2021

Ich bin die Schöpferin meiner Selbst




Jede von uns ist Künstlerin


Sich vor anderen ausziehen ist mit Scham behaftet. Das tun wir nicht vor vielen Menschen. Das tun wir nicht in jeder Situation. Unsere Kleidung ist eine Hülle. Doch wenn sie fällt, sind wir nicht nur visuell nackt. Wir zeigen auch uns selbst, dass wir uns vor den umgebenden Menschen damit wohlfühlen und wir zeigen den anderen, dass wir ihnen mit unseren Körpern trauen. Beim Aktmalen wird der Körper zum Objekt, welches den anderen zur eigenen Interpretation und Darstellung dargeboten wird. Keine und keiner ist hier besonders schön oder besonders hässlich. Die Körper sind eher kantig und fordern eher harte Stifte, oder weich und erfordern eher fließende Pinselstriche. Sie sind erst einmal unsere Inspiration.


Kunstschaffen ist ein fortlaufend kommunikativer Austauschprozess


Wir wagten im vergangenen Jahr ein Experiment, fuhren gemeinsam für ein Wochenende weg, um zu zeichnen. Alle gemeinsam in einem Raum. Der Reihe nach wagten wir es, standen, saßen, lagen in der Mitte und entblößten uns vor der Gruppe. So viel Stoff wie selbst gewählt. Posierend wie wir uns fühlten und wie wir uns präsentieren wollten.

Hauptsächlich ging es um die gemeinsame Zeit. Von einander lernen. Miteinander Zeit verbringen und sich gegenseitig Kraft und Zuversicht geben. Denn das, was uns alle immer wieder einholte, war die Fixierung auf unseren Körper. Auf die Gedanken, dass der Körper hier und da noch etwas Arbeit bräuchte. So, in der Form wie er war nicht richtig war.

Wir lernten in diesen drei Tagen neue Zeichentechniken, wir übten uns in Konzentration, wir lernten in Mitten einer Gruppe von Frauen zu stehen. Nackt. Und uns ihren Blicken auszuliefern. Und wir lernten wie schön wir alle sind.


Wir sehen uns, überwinden unsere Scham, zeigen uns.


Es kam zu einer Form der Kommunikation wie wir sie nicht kannten. Nicht nur zeigten wir unseren Körper, sondern auch unser Werk und unser Können. Wir Dokumentieren mit unseren Fähigkeiten unsere Wahrnehmung der anderen Person. Wir entblößen uns auf verschiedenen Ebenen und schaffen so einen Schutzraum. Keine hat sich in diesem Raum nicht „entblößt“. Wir alle haben uns gemeinsam verletzbar gemacht. Dadurch schaffen wir eine gegenseitige Stärkung. Schaffen Raum für Nähe und Beziehung zueinander.


Kunstschaffen birgt ein starkes Bewusstheit und Wahrnehmung innerer und äußerer Vorgänge. In diesem Schaffen liegt ein starkes Selbstbewusstsein und die Fähigkeit zur Selbstakzeptanz.


Nacktheit war anschließend nicht die Regel, aber sie konnte zumindest in diesem Rahmen als Normal begriffen werden. Natürlich ist es noch immer eine Überwindung sich vor einer Gruppe auszuziehen. Doch zumindest vor dieser Gruppe wagen wir es nun unseren Körpern Raum zu geben und uns den Raum zu nehmen, den sie verdienen.


Anschließend an den Zeichentag legten wir all unsere geschaffenen Werke auf den Boden und ließen die Flut der Bilder auf uns wirken. Der „See“ von Zeichnungen und Bildern zeigt uns als schaffendes Kollektiv. Jede wird für ihre Zeichnungen oder die Zeichnungen die von ihr gemacht wurden ein Moment der Aufmerksamkeit, der Anerkennung zu teil.


Dem Schaffensdrang wird Raum geben. Das künstlerische Schaffen koppelt sich mit Raum für gegenseitige Wertschätzung und kollektive Konzentration und Fokussierung.


Danke meine Damen! Auf baldige Wiederholungen dieses Erlebnisses! Es war mir ein Fest.



Ein Gastbeitrag von Lillith Kreiss




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