Feministische Performance gegen das Patriarchat
- GLENTA
- Jun 30, 2020
- 3 min read
Updated: Sep 10, 2020
Viele von Euch werden das Video des Kollektivs LASTESIS bereits kennen. Frauen, verdeckte Augen, gemeinsamer Rhythmus, klare Worte und noch klarere Bewegungen dazu. Die feministische Performance, die im Dezember 2019 mit mehr als 10.000 Teilnehmerinnen in Chile aufgeführt worden ist, verbreitete sich innerhalb von einer Woche auf der gesamten Welt. Patriarchale Strukturen, anhaltenden Frauenmorde und sexueller Missbrauch sind nicht nur in Südamerika omnipräsent, sondern auf der gesamten Welt. Frauen weltweit fühlen sich bestärkt, ihre Anliegen in der Öffentlichkeit sichtbar zu machen und eine Welle des solidarischen Protest wird entfachtet. Doch wer steckt hinter dem feministischen Protest? LASTESIS sind ein interdisziplinäres Kollektiv aus Valparaíso/Chile, bestehend aus Daffne Valdés, Paula Cometa, Sybela Sotomayor und Lea Cáceres. Die Performance, die weltweit bekannt geworden ist, ist Teil eines längeren Theaterstückes „Un Violador En Tu Camino“ (Ein Vergewaltiger auf deinem Weg). Ziel des Kollektivs ist es, feministische Theorien durch visuelle und performative Formate in die Praxis zu übertragen. Gewalt an Frauen, Femizide, Machtmissbrauch vom Staat sind einige der vielen Themen, die dadurch Sichtbarkeit erhalten sollen. Rita Segato, eine argentinische Anthropologin, und Silvia Federici, eine italienische Feministin, sind Inspirationsquellen des Kollektivs LASTESIS. Der Kapitalismus stützt sich auf die Versklavung der Frauen, so Federici. Laut Segato vergewaltigt der Vergewaltiger aufgrund einer sozialen Machtstruktur und nicht wegen der sexuellen Befriedigung. Das Kollektiv prangert das Patriarchat an und macht das soziale Machtgefüge, indem wir uns alle bewegen, für die Vergewaltigung Schuld. Die Bekleidung einer Frau ist nicht schuld daran, dass sie vergewaltigt worden ist. Sätze wie „Was hattest du an, als du vergewaltigt worden bist?“, „Wieso bist du nachts alleine unterwegs gewesen“ sind laut dem Kollektiv Fragen, die auf der Polizeiwache bei einer Befragung gestellt werden, wenn es denn mal zu einer Anzeige kommt. Es ist eine Umkehr der Täter- Opfer Konstellation. Frauen sind die Schuldigen. Dagegen will das Kollektiv mit der feministischen Performance angehen, Denkmuster verändern und durch starke Worte und Bilder Aufmerksamkeit erregen. „Der Vergewaltiger bist du! Die Bullen! Die Richter! Der Staat! Der Präsident!“ Die Hände werden hinter dem Kopf verschränkt und bei jedem Wort gehen die Performerinnen in die Knie. Diese Bewegung basiert auf der Erfahrung, dass Frauen auf der Polizeiwache gezwungen werden, sich auszuziehen und Kniebeugen zu machen. Berichten zufolge werden Frauen dabei mit Waffen missbraucht und vergewaltigt.
Hier findest Du den gesamten Text in deutscher Übersetzung:
Das Patriarchat ist ein Richter
Der uns verurteilt, weil wir geboren wurden
Und unsere Strafe
Ist die Gewalt, die du nicht siehst.
Das Patriarchat ist ein Richter
Der uns verurteilt, weil wir geboren wurden
Und unsere Strafe
Ist die Gewalt, die du jetzt siehst
Der Femizid
Ist für den Mörder straffrei
So ist es das Verschwinden
Und die Vergewaltigung
Und es war nicht meine Schuld, nicht der Ort, an dem ich war, nicht das, was ich anhatte
Und es war nicht meine Schuld, nicht der Ort, an dem ich war, nicht das, was ich anhatte
Und es war nicht meine Schuld, nicht der Ort, an dem ich war, nicht das, was ich anhatte
Und es war nicht meine Schuld, nicht der Ort, an dem ich war, nicht das, was ich anhatte
Der Vergewaltiger warst du
Der Vergewaltiger bist du
Es sind die Polizisten
Die Richter
Der Staat
Der Präsident
Der unterdrückende Staat ist ein vergewaltigender Macho
Der unterdrückende Staat ist ein vergewaltigender Macho
Der Vergewaltiger warst du
Der Vergewaltiger bist du
Schlaf in Ruhe, unschuldiges Mädchen
Ohne dich um die Straßenräuber zu sorgen
Über deine süßen Träume
Wacht dein geliebter Polizist
Der Vergewaltiger bist du
Der Vergewaltiger bist du
Der Vergewaltiger bist du
Der Vergewaltiger bist du
Weltweite Anklage des Patriarchats – Fortsetzung folgt.
Paola

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