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C und der Blick nach Draußen

Updated: Jun 22, 2020

Köln ist die erste Stadt, die ihre alten Werbesäulen als Kunstsäulen umnutzt und wechselnden Künstler*innen zur Gestaltung übergibt. Zur Auswahl der Motive findet jährlich eine öffentliche Ausschreibung statt und eine Jury wählt gemeinsam mit dem Kulturamt die Motive aus, die anschließend auf den 25 Kunstsäulen zu sehen sind. So werden die ehemalige Werbesäulen langfristig zu einem Open Air Museum in Köln.

"Morgensonne", Edward Hooper 1952


Hier ein Beitrag zum diesjährigen Litfaßsäulen Wettbewerb | von Elena und Jonas:


Das Fenster ist ein facettenreiches Objekt. Seit jeher machten Künstler*innen von diesem Motiv Gebrauch. Während das Fenster aus architektonischer Sicht eine Schwelle oder Schnittstelle zwischen Innen und Außen markiert, fungiert es in der Malerei und der Literatur oft als Metapher. Das Fenster kann sowohl trennen, als auch verbinden. Es erzeugt ein gerahmtes Bild im Bild, welches den Bezug zum Außenraum herstellt. Die Thematik von Innen und Außen, das Verhältnis von privatem zu öffentlichem Raum wird in der aktuellen Situation präsenter denn je. Denn so entsteht in dieser besonderen Zeit, in der wir uns gerade befinden, eine andersartige Sicht auf unsere Umwelt. Schwellen, Grenzen und Übergänge werden neu definiert, müssen folglich neu gedacht werden und könnten über die Pandemie hinweg unser Verständnis von Raum verändern. Das Leben in Zurückgezogenheit gibt dem privatem Raum einen neuen Stellenwert und lässt gleichzeitig eine intensivere Verbindung zum „Blick nach Draußen“ entstehen. Das Fenster zu der Welt, die auf einmal andere Spielregeln hat und in der wir uns nicht mehr so bewegen können, wie gewohnt. Ein Blick auf vertraute Umgebungen, die eine ungewisse Zukunft ansteuern. Das Fenstermotiv kann ebendeshalb zum Sehnsuchtsmotiv werden, das das Träumen von einer besseren Welt da draußen, zulässt. So führt es dem Isolierten stets seine Situation vor Augen, und kann den Wunsch nach freiem Leben verstärken. Gleichzeitig bietet es aber auch die Chance eines neuen Verhältnisses zu den Menschen in der unmittelbaren Nachbarschaft. Es wird ersichtlich, dass der Blick aus dem Fenster, bewusst oder unbewusst, in diesen Zeiten eine größere Rolle einnimmt, als gewöhnlich.

Um dieses Noema zu verbildlichen, haben wir Blicke aus Kölner Wohnungen eingefangen und illustriert. Durch Verfremdung mittels CAD Programmen und einen einheitlichen Darstellungsstil entsteht ein Gesamtgefüge aus unterschiedlichen Einzelteilen. Die Farbschemen der Illustrationen setzen sich aus bekannten Gemälden mit Fenstermotiven der Kunstgeschichte zusammen. So wird das Thema des Fensters in der Kunst in einen gegenwärtigen Kontext gebracht. Kunstwerke können als Zeitzeugen den geschichtlichen und politischen Kontext ihrer Epoche veranschaulichen. Das aktuelle Jahr steht im Zeichen der Historisierung des Jetzt. Es wird Geschichte geschrieben, und es stellt sich die Frage, wer oder was werden ihre Zeitzeugen sein? Die Illustrationen sollen auch nach der Pandemie an Gefühlswelten aus der Isolation erinnern und diese in die sonst so rastlose Gesellschaft einfließen lassen. Die aktuellen Zustände sollen nicht in Vergessenheit geraten, sondern vielmehr aus ihnen gelernt werden.

Die Konzeptidee liegt darin, eine Vielfalt an Rausblicken in verschiedene Stadtteile Kölns zu geben. Der Fokus liegt nicht auf der Abbildung des Menschen, der mit dem Fenster interagiert, sondern vielmehr auf der Sicht desjenigen in die Welt vor seinem Fenster - der Betrachter der Kunst wird somit selbst zum Protagonisten. Das Thema ist facettenreich und variabel. Um dies zu veranschaulichen haben wir zwei Varianten im unterschiedli- chem Umgang mit dem Objekt Litfaßäule ausgearbeitet.

Konzeptvariante I bringt Momentaufnahmen verschiedener Fensterbilder an einen Ort. Die Fensterausschnitte bilden ein Gesamtbild, welches dem Betrachter einen facettenreichen Ausblick in die Kölner Welt verschafft. Die Litfaßsäule wird hierbei zum Ausstellungsobjekt.



Die Konzeptvariante II verwandelt die Litfaßsäule zur Wand eines Innenraumes. Es werden jeweils zwei Fenster, mit unterschiedlichen Farbkonzepten und Stimmungen, auf einer Litfaßsäule vereint. Der Betrachter schaut durch das jeweilige Fenster in die Außenwelt.



Wir als Architekten beschäftigen uns meist mit Außenansichten von Gebäuden, also mit der Außenwirkung von Architektur im öffentlichen Raum. Hierbei war es interessant die Sichtweise umzukehren und in die Rolle des Rausblickenden zu schlüpfen. Die Litfaßsäule als gekrümmtes Objekt bildet eine interessante Plattform. So suggeriert die konvexe Form die Sicht in einen Innenraum und eigentlich nicht den Ausblick aus diesem. Es fließt eine surreale Komponente in die Ausstellung ein.


Elena


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